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  • Kapitelhaus wird zeitgeschichtliche Werkstatt / Jugendliche recherchieren


    Sonja Butz-Georg

    1468743094-341_008_2501723_sy_verden_-O6ef.jpg„Grabe, wo Du stehst“

    Bericht aus der Verdener-Aller-Zeitung vom 20.2.2015

    Das Kapitelhaus in Wittlohe soll sich mit Leben füllen und zu einem Ort werden, an dem die Geschichte des 20. Jahrhunderts der Gemeinde Kirchlinteln anschaulich und erfahrbar dargestellt wird. Am Donnerstagabend fand im Gemeindehaus Wittlohe die Auftaktveranstaltung für das Projekt „Unsere Geschichte entdecken – Netzwerk Kirchlinteln“ statt.

     

    Das Interesse der Kirchlintler war groß, viele heimatkundlich interessierte Bürger waren gekommen. Die Grußworte sprachen Kirchlintelns Bürgermeister Wolfgang Rodewald und Superintendentin Elke Schölper. Als Hauptreferent berichtete Zeitzeuge Gerhard Steinwede darüber, wie er als Kind die letzten Kriegstage in Wittlohe erlebt hat.

    In der St.- Jakobigemeinde möchten die Initiatoren des Projekts, Pastor Wilhelm Timme, Kirchenvorsteherin Sonja Bohl-Denker, Wilhelm Hogrefe und Wilhelm Haase-Bruns Heimatgeschichte, Recherche und Jugendarbeit miteinander verbinden. Besonders wichtig ist ihnen, gerade die jungen Menschen mit ins Boot zu holen und ihr Interesse an der dörflichen Geschichte zu wecken.

    Dass dieses schon passiert, berichtete Superintendentin Schölper. So hätten Konfirmanden während ihrer Recherche gemerkt, dass ein Teil der Weltgeschichte eben auch in der Gemeinde Kirchlinteln stattgefunden hat. „Geschichte ist spannend, wenn sie biographische Anknüpfungspunkte hat“, so Schölper.

    Wilhelm Hogrefe betonte, dass es wichtig sei, die gesamte Geschichte des 20. Jahrhunderts zu betrachten und nicht nur die zwölf Jahre der NS-Diktatur. „Auch die Zeit nach 45 ist wichtig“, sagte er. Ein Drittel der Einwohner der Gemeinde stammten von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen ab. „Die Integration war nicht einfach. Sicher ist es für junge Leute interessant zu erfahren, wie dieses gelungen ist“, so Hogrefe. Ziel des Projektes sei es, Dokumente und Aussagen von Zeitzeugen zu sammeln, die dann von jungen Menschen ausgewertet werden. „Die Jugendlichen sollen unsere Geschichte nicht aus trockenen Geschichtsbüchern, sondern aus Originalquellen entdecken.“

    Ein Beispiel dafür ist der Bericht des Zeitzeugen Gerhard Steinwede, Jahrgang 1932. Der Sohn des Pfarrers verbrachte die ersten 20 Jahre seines Lebens in Wittlohe. Anschaulich erzählte er, wie er mit Mutter und Geschwistern seinen zwölften Geburtstag am 12. April 1945 unter dem Beschuss der Engländer im Keller des Pfarrhauses verbracht hat. „Wir hatten große Angst, auch das Pfarrhaus hat mehrere Treffer abbekommen“. Dann sei der Krieg innerhalb eines Tages zu Ende gewesen. „Die Engländer verteilten Schokolade und Weißbrot, das hatten wir jahrelang nicht gesehen“, erinnerte sich Steinwede.

    Sonja Bohl-Dencker berichtete über ihre Erfahrungen in der Konfirmandenarbeit. So seien während der Recherche beeindruckende Texte entstanden, die zu schade seien in den Mappen der Konfirmanden zu verschwinden.

    Wilhelm Timme hob hervor, wie wichtig es ist, Lokalgeschichte mit dem Alltag der Menschen zu verbinden. Unter dem Motto „Grabe, wo du stehst“, soll Geschichtsforschung „von unten“ betrieben werden, aus der Sicht derjenigen, die sie erlebt haben. Dabei werden die geschichtlichen Hintergründe möglichst genau rekonstruiert und dabei zugleich ein Teil der eigenen Geschichte entdeckt.

    Schließlich äußerten sich auch die beiden Jugendlichen Helena Landwehr (15) und Kira Georg (16) zum Thema. Helena zeigte sich erschreckt über den neuen Antisemitismus und die Fremdenfeindlichkeit. „Das geht nicht, da muss man aktiv werden.“ Gerade deshalb möchte sie sich gern mit Zeitzeugen, die die NS-Zeit erlebt haben, unterhalten.

    Kira schlug vor, ein Sommercamp, vielleicht sogar mit internationaler Beteiligung, einzurichten, um die Geschichte intensiver und konzentrierter aufarbeiten zu können. Diese Idee stieß auf große Resonanz.

    Die offizielle Eröffnung der zeitgeschichtlichen Werkstatt im Kapitelhaus ist am Sonntag, 26. April, beginnend mit einem Gottesdienst um 10 Uhr. Bürger die noch alte Fotos, Briefe, Zeitungen oder Dokumente besitzen, werden gebeten, diese, auch leihweise, für das Projekt zur Verfügung zu stellen. hk

    19. Februar 2015

    Foto:

    Freuen sich, dass das Kapitelhaus eine neue Bestimmung bekommt: Superintendentin Elke Schölper, Bürgermeister Wolfgang Rodewald, Sonja Bohl-Dencker, Pastor Wilhelm Timme, Gerhard Steinwede, Wilhelm Hogrefe, Helena Landwehr und Kira Georg. (v.l.):

     



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18.05.2024

Der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört.

2. Mose 3,7  

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